Pressebericht
Die Meister helfen Madlen
Handwerker beginnen am Montag mit dem Bau des Therapiebeckens
In der Mitte der Helfer: Madlen (im Bild mit Pflegemutter Alexandra Kauk) umringt von den Handwerkern, die ihr ein Therapiebad bauen werden. Die Handwerker verzichten auf ihren Lohn. Die Materialkosten sollen durch Spenden finanziert werden. Foto: Verjans
Mühlhausen. Was für ein schöner Anblick: Alle Handwerker, die zum Bau eines Therapiebeckens für die viereinhalbjährige Madlen in Mühlhausen benötigt werden, waren da, um die Vorgehensweise zu besprechen. Am Montag soll der Baubeginn sein. Das Ziel ist laut Architekt Arno Puy Mitte Mai. Dann könnte Madlen zum ersten Mal in ihrem zu Hause ein Therapiebad genießen. Und darauf freuen sich alle Handwerker schon jetzt.
Madlen leidet an der seltenen Erbkrankheit Infantile Neuroaxonale Dystrophie (INAD). Ihre Lebenserwartung liegt zwischen fünf und zehn Jahren (wir berichteten). Um Madlen Anstrengungen zu ersparen und ihr möglichst viel Entspannung, bei allen Beschwerden und Schmerzen die sie hat, zu bieten, soll direkt in ihrem Umfeld ein Therapiebad gebaut werden. Am 7. Februar wurde zum ersten Mal über das Mädchen aus Mühlhausen berichtet. Heute verbuchen die Pflegemütter Alexandra Kauk und Christine Sommerfeld diesen tollen Erfolg, dass sich so viele Handwerker zum Helfen bereit erklärt haben. Am kommenden Montag geht es schon los. Da wird der Boden der Waschküche ausgekoffert und die ersten Vorarbeiten getätigt.
Arno Puy hat nicht nur die Planung für das Therapiebad gemacht, er hat auch einen Zeitplan erstellt, wann welches Gewerk loslegen kann. Die Pflegemütter hoffen, dass sie die Materialkosten durch die Spenden finanzieren können.
Am Sonntag, 8. März, wird ganz Mühlhausen Kopf stehen, wenn die Pflegemütter ihre Türen „Auf der Brede 15“ für ein Hofffest öffnen. In der Zeit von 14 bis 17 Uhr gibt es Kaffee und Waffeln, der Spielmannszug spielt und der Kindergarten bietet einen Flohmarkt an. Die Mühlhäuser Vereine engagieren sich ebenfalls, um Madlen zu helfen. Der Erlös ist für die Finanzierung der Materialkosten vorgesehen. (mov)
Spendenkonto: Sparkasse Waldeck-Frankenberg, Stichwort Madlen, Konto 01777 820, Bankleitzahl 523 500 05.
© HNA - 05.03.2009
Folgebericht der HNA:
Überhaupt keine Frage
Treue Freunde: Jürgen Pohlmann vom Spielmannszug Mühlhausen hat mit seinem Spielmannszug extra für Madlen gespielt. Auf dem Bild ist neben Pohlmann auch Pflegemama Alexandra Kauk mit der kleinen Madlen zu sehen. Foto: Verjans
Der Spielmannszug aus Mühlhausen marschierte musizierend durchs Dorf bis zum Hof, auf dem Madlen mit ihren Pflegemamas lebt. Spielmannszugführer Jürgen Pohlmann hatte sogar einen Scheck im Gepäck: 1175 Euro sammelte er bei verschiedenen Mühlhäuser Vereinen und Gewerbebetrieben. Mit Tränen in den Augen überreichte er das Geld, offenbar ist auch ihm Madlen sehr ans Herz gewachsen. Seit längerer Zeit ist Madlen wohl ein großer Fan des Spielmannszuges. Beim Einmarschieren der Gruppe strahlte das kleine Mädchen übers ganze Gesicht.
Eifrig waren die Frauen der Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes beim Waffelbacken, leckerer Kuchen stand ebenso für die vielen Gäste bereit. Eine weitere Überraschung hatte Vereinsvorsitzende Marlies Göbel im Gepäck. Zu dem Kaffee- und Kuchenerlös gibt es eine fürstliche Spende in Höhe von 1000 Euro, verkündete sie stolz. Und: "Das war überhaupt keine Frage, hier zu helfen und beim Hofffest dabei zu sein", sagte Göbel. Ortsvorsteher Karl Kiepe dankte allen Beteiligten und schon folgte Oberst a. d. Jürgen Damm, der gemeinsam mit dem neuen Geschäftsführer der Aktion für Menschen mit Behinderungen im Landkreis Waldeck-Frankenberg, Jürgen Voigtländer, eine Spende von 300 Euro überreichte.
Dem Regen trotzten die vielen Kinder, die sich auf dem Hof bei Madlen sichtlich wohl fühlten. Ihr Spiel unterbrachen sie immer wieder, um Madlen die Wange zu streicheln und nach ihrem Wohlbefinden zu sehen. So auch Svenja, die eine ganze Weile bei Madlen blieb und dann stolz erzählte, dass Madlen in ihrem Kindergarten sei. Und auch dieser engagierte sich für Madlen und veranstaltete einen Flohmarkt zum Hoffest.
Überglücklich und sprachlos waren die Pflegemamas von Madlen. Mit dieser Resonanz haben sie nicht gerechnet. "Was für ein tolles Dorf, das gibt es doch gar nicht", sagte Alexandra Kauk. Gibt es eben doch, in Mühlhausen. "Das ist doch toll, wenn man hier helfen kann", sagte auch Marlies Göbel. Neben den vielen Mühlhäusern kamen auch Besucher aus Bad Arolsen, Volkmarsen, Berndorf und Korbach, um das Projekt zu unterstützen. Und auch die Handwerker, die ab heute mit dem Bau des Therapiebades beginnen, waren mit ihren Familien da.
Von Monika Verjans
© HNA - 10.03.2009