Pressebericht
Schreinerei Zimmermann in Ober-Ense besteht seit 100 Jahren
Kraft für die Zukunft – aus Tradition
Ein waschechtes Familienunternehmen mit Handwerkstradition: links Bernd und Viola Zimmermann mit den Töchtern Maike und Lilli, daneben Firmenchef Karl-Heinz und Ingrid Zimmermann, rechts Stefan und Kirsten Zimmermann, Sohn Ove und Tochter Finja, dazwischen die Großeltern Willi und Emma Zimmermann. (Foto: pr)
Klein anfangen, groß rauskommen: Das ist die Maxime bodenständiger Handwerksbetriebe, und hinter dieser scheinbar simplen Losung steckt ein Großteil des Erfolgsrezepts. Während sich im Zeitalter der elektronischen Datenautobahnen viele Unternehmen ihrer Innovationskraft rühmen, sind es doch meist die Kleinen und Mittelständler mit langer Tradition, die dauerhaft für Lohn, Brot und Erfolg bürgen. Ein Geheimnis liegt darin, dass sie zeitgemäß arbeiten – und damit der stetige Wandel quasi zur Tradition gehört. Bei Zimmermanns in Ober-Ense beispielsweise steht sie noch, die alte Bandsäge, mit der Opa Christian vor 100 Jahren begann. Mit Benzol befeuert, brachte damals eine Dampflokomobile die Sägemaschine in Schwung. Heute dient sie bei Zimmermanns zum Brennholzschneiden – und erinnert in ihrer fast archaischen Anmut an die Ursprünge des Betriebs.
Schreinerarbeit nach Tradition, technisch auf dem neuesten Stand: Stefan Zimmermann an der computergesteuerten Fräse. (Fotos: jk)
Die vierte Generation im Unternehmen – mit Bernd und Stefan Zimmermann – käme nicht auf den Gedanken, damit Kundenaufträge verwirklichen zu wollen. Stefan, geschulter Techniker, verweist da lieber auf das moderne Prunkstück: eine computergesteuerte Fräse, mit der sich Maßarbeit in hohen Stückzahlen produzieren lässt.
Gegründet 1908
Aber die Erinnerung nährt auch die Kraft, das Werk der Vorfahren mit Elan und Ideen weiter in die Zukunft zu führen. Frauen spielen in dem waschechten Familienbetrieb dabei eine bedeutende Rolle. Damals, nachdem Großvater Christian 1911 das Fachwerkhaus in Ober-Ense gekauft hatte für Schreinerei und Landwirtschaft, kamen die drei Gesellen aus Dorfitter oder Schmittlotheim noch mit dem Fahrrad zur Arbeit. Oma Luise versorgte den Betrieb, brachte sich mit ein.
Heute ist das nicht anders. Ingrid Zimmermann, Frau des Seniorchefs Karl-Heinz Zimmermann, führt Regie in der Verwaltung, repräsentiert und treibt das Unternehmen mit an. Und sie weiß in den Schwiegertöchtern Viola und Kirsten Zimmermann erneut starke Frauen als Säulen des Handwerksunternehmens an ihrer Seite.
Die Zimmer-Männer wiederum waren und sind dem permanenten Fortschritt immer aufgeschlossen. Der Gründer Christian zog 1914 bis 1918 in den Ersten Weltkrieg, wurde verwundet und später zunächst als Arbeiter im Korbacher Gummiwerk verpflichtet. Doch alsbald baute er den eigenen Betrieb weiter aus. 1938 investierte er 3085 Mark in den ersten Trecker, mit dem der Handwerksbetrieb noch für Furore sorgte.
Tatkräftig und modern
Christians Sohn Wilhelm hatte damals gerade seine Lehre beendet. Zwei Jahre blieben ihm mit seinem Vater im Betrieb, dann musste Willi 1940 in den Zweiten Weltkrieg ziehen, gerade 20 Jahre alt. 1944 heiratete er seine Frau Emma, kurz vor Kriegsende kam er 1945 von Dresden zu Fuß heim nach Ober-Ense, wo er bei Familie Graf erst mal Unterschlupf finden musste.
Nach Meisterprüfung und dem Tod seines Vaters übernahm Willi Zimmermann dann mit seiner Frau Emma den Betrieb. Schon 1955 wurde die Werkstatt erweitert, Elektromotoren trieben die Maschinen an. Vier Jahre später begann der Dritte in der Generationenfolge seine Lehre: Karl-Heinz Zimmermann. 1962 hatte er den Gesellenbrief in der Tasche, 1970 setzte er seinen Meisterbrief obendrauf – bevor er 1980 den Betrieb als Inhaber übernahm.
Maßarbeit braucht Erfahrung und Geschick: Bernd Schmidt in der Werkstatt bei Zimmermanns in Ober-Ense.
Durch Abriss des alten Gebäudes und Erweiterung des Werkstattneubaus 1972 hatte sich das Unternehmen abermals für die Zukunft gerüstet. Mit Karl-Werner Schreiber bildete Zimmermann 1978 auch den ersten Lehrling aus. Nach 30 Jahren ist „Kalle“ als wichtiger Eckpfeiler der Schreinerei immer noch im Betrieb.
Dabei hat das Unternehmen ab 1990 noch mal einen kräftigen Sprung nach vorne gemacht. Die Werkstatt in Ober-Ense wurde abermals erweitert, und in Elleringhausen führt Sohn Bernd, Schreinermeister, seit 1995 den früheren Fensterbaubetrieb Zeisbrich als zweiten Standort der Zimmermanns weiter. Mit Werkstattumbau und Fensterbauautomat investierte der Betrieb auch in Elleringhausen kräftig.
„Halbe Sachen haben wir nie gemacht“, betont Ingrid Zimmermann: „Wir haben immer Gas gegeben – mit kalkulierbarem Risiko.“ Der Erfolg gibt den Zimmermanns Recht – auch in der Familie. Denn die hält prächtig zusammen – mit der jungen fünften Generation als ganzem Stolz.
HINTERGRUND
Zimmermann (jk). 1908 beginnt Christian Zimmermann mit Schreinerarbeit im Elternhaus. 1911 kauft er in der Burgstraße ein Haus. Das Grundstück ist noch heute Firmensitz. Mit Weitblick erweitert und modernisiert der Familienbetrieb stetig. Das Unternehmen mit zwölf Mitarbeitern fertigt ein breites Spektrum – ob Türen, Fenster, Holzfußböden, Küchen, Pergola, Schränke, Treppen oder Wintergärten. „Schreinerarbeit nach Maß“ heißt der Slogan. Auch in denkmalgeschützten Gebäuden ist Zimmermann aktiv. Rund 80 Prozent der Aufträge stammen von Privatkunden. Das Angebot reicht von Wohnungseinrichtungen über Sanierung bis zur Ausstattung für Banken und Betriebe. Die Kunden kommen weitgehend aus dem Landkreis Waldeck-Frankenberg, teils aber auch darüber hinaus bis Südhessen. Am Samstag und am Sonntag ist bei Zimmermanns in Ober-Ense „Tag der offfenen Tür“.
© WLZ - 29.05.2008